Ernährung und Lipödem: So unterstützt du die konservative Therapie optimal
Wenn du mit einem Lipödem lebst, weißt du sicher – diese Diagnose bringt nicht nur physische, sondern auch emotionale Herausforderungen mit sich. Das Lipödem ist eine chronische, progrediente Fettverteilungsstörung, die durch eine hormonelle Komponente und genetische Prädisposition begünstigt wird. Die Erkrankung zeichnet sich durch schmerzhafte Fettvermehrungen, oft begleitet von Schwellungen und Spannungsgefühlen, aus und betrifft fast ausschließlich Frauen.
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Dieser Artikel ist in Kooperation mit LIPOCURA® entstanden
Die gute Nachricht: Es gibt viele Ansätze, die dir im Alltag helfen können, besser mit den Symptomen umzugehen. Die Behandlung des Lipödems basiert auf einem multimodalen Ansatz: Ernährung, Bewegung, Kompressionskleidung und Lymphdrainage sind zentrale Bausteine. Die Operationsindikation richtet sich nicht primär nach der Ausprägung des Lipödems, sondern nach dem individuellen Leidensdruck der Patientin. Dieser kann mithilfe des Munich Lipedema Scores systematisch erfasst werden. Bei höherem Leidensdruck und erfolgloser, vorangegangener konservativer Therapie, kann eine operative Therapie in Erwägung gezogen werden.
Doch wie genau beeinflussen Essgewohnheiten das Lipödem, und welche Ernährung hilft wirklich, den Alltag mit der Erkrankung zu erleichtern?
Wie Ernährung das Lipödem beeinflussen kann
Eines vorweg: Lipödem-Fett ist meist diätresistent. Das bedeutet, dass herkömmliches Abnehmen das krankhafte Fettgewebe kaum beeinflusst. Ursächlich liegt das in einer Hypertrophie der Fettzellen, einer veränderten Rezeptorsensitivität für Insulin sowie den hormonellen Wirkungen von Östrogen.
Doch das heißt keineswegs, dass die richtige Ernährung keine Wirkung hat. Ganz im Gegenteil: Eine entzündungsfördernde Stoffwechsellage, also eine „Low-grade-Inflammation“, spielt eine zentrale Rolle im Lipödem-Gewebe. Studien zeigen, dass die Ernährung dazu beitragen kann, Entzündungsmarker wie CRP, TNF-α und IL-6 zu senken, den Insulinspiegel zu stabilisieren und Wassereinlagerungen zu mindern. Das alles ist wichtig, um das Lymphsystem und die Gelenke zu entlasten – und damit auch dein allgemeines Wohlbefinden zu verbessern.
Was das konkret bedeutet:
Entzündungen reduzieren
Lipödem geht in vielen Fällen mit Entzündungsprozessen im Gewebe einher. Wenn diese Entzündungen gezielt minimiert werden, sind schnell spürbar positive Effekte möglich. Die Ernährung kann hier ein starker Verbündeter sein.
- + Omega-3-Fettsäuren: Diese wertvollen Fette haben nachweislich stark entzündungshemmende Eigenschaften, da sie die Bildung proinflammatorischer Eicosanoide verringern. Du findest sie unter anderem in Lachs, Makrele, Leinöl und Walnüssen.
- + Polyphenole: Antioxidantien aus Lebensmitteln wie Beeren, Grüntee oder Curcumin neutralisieren freie Radikale und wirken gegen oxidative Stressmarker.
- + Mediterrane Ernährung: Diese auf frischem Gemüse, Olivenöl, Fisch und Nüssen basierende Ernährungsform hat nicht nur viele gesundheitliche Vorteile, sondern ist auch wissenschaftlich als entzündungshemmend belegt.
Auf der anderen Seite solltest du bestimmte Lebensmittel bewusst reduzieren:
- – Industriell verarbeitete Produkte: Dazu gehören Snacks, Fertiggerichte oder stark verarbeitetes Brot.
- – Zuckerhaltige Lebensmittel: Zucker kann Entzündungen im Gewebe verschlimmern.
- – Raffinierte Kohlenhydrate: Weißbrot, Pasta und Co. treiben den Blutzucker in die Höhe, was Entzündungen begünstigen kann.
- – Omega-6-Überschuss: Der Überschuss an Omega-6-Fettsäuren (Sonnenblumenöl, Fertigprodukte) fördert Entzündungen. Achte daher auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.
Wassereinlagerungen mindern
Viele Frauen mit Lipödem kennen das Problem mit Wassereinlagerungen nur zu gut. Das Gewebe fühlt sich schwer an, die Beine sind geschwollen und manchmal kommt es zu unangenehmen Spannungsgefühlen. Diese resultieren aus einer erhöhten Kapillardurchlässigkeit und einer lymphatischen Insuffizienz. Doch auch hier lässt sich durch die richtige Ernährung gegensteuern.
Sinnvoll ist es, den Natrium- bzw. Salzkonsum zu reduzieren – dieser fördert Ödeme – und stattdessen auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, am besten in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee. Ziel sollten etwa 1,5–2 Liter täglich sein. Auch eine kaliumreiche Kost (Gemüse, Hülsenfrüchte, …) unterstützt den Flüssigkeitshaushalt.
Trigger-Nahrung vermeiden
Einige Nahrungs- und Genussmittel können Symptome verschlimmern und sollten daher gemieden oder reduziert werden. Dazu gehören:
- Zucker: Führt zu einem erhöhten Insulinspiegel und fördert Entzündungen.
- Alkohol: Erhöht oxidative Stressmarker und belastet den Stoffwechsel.
- Gluten: Die Studienlage ist uneinheitlich, aber bei Betroffenen mit einer Glutenempfindlichkeit können Symptome verstärkt werden.
Ein Ernährungs-Tagebuch kann dir außerdem dabei helfen, individuelle Trigger-Lebensmittel zu identifizieren und langfristig die eigene Ernährung zu optimieren. Notiere dazu alles, was du isst und wie du dich danach fühlst. Reduziere potenzielle Trigger und beobachte, ob du auf Dauer eine Veränderung spürst.
Gewicht stabilisieren oder reduzieren
Obwohl Lipödem-Fett, anders als eine Adipositas, diätresistent ist, kann ein gesundes Körpergewicht die Beschwerden oft lindern – vor allem durch die Entlastung der Gelenke und des Lymphsystems. Übergewicht hingegen verschlimmert die Beschwerden. Wie kannst du das angehen?
- Proteinbetonte Ernährung: Eine ausreichende Proteinaufnahme (1,2–1,5 g pro Kilogramm Körpergewicht) fördert die Muskelmasse und sorgt für langanhaltende Sättigung. Gute Quellen sind Fisch, Geflügel, Hülsenfrüchte und Quark.
- Vermeide Crash-Diäten: Sie führen oft zu einem Jo-Jo-Effekt und zusätzlichem Stress.
- Iss regelmäßig: Drei größere oder fünf kleinere Mahlzeiten am Tag können helfen, Heißhunger vorzubeugen.
- Höre auf dein Hungergefühl: Dein Körper sagt dir, was und wie viel er braucht.
Ergänzende Ernährungskonzepte bei Lipödem
Neben den allgemeinen Empfehlungen gibt es ergänzende Ernährungskonzepte, die für viele Betroffene interessant sein können. Dazu zählen beispielsweise die ketogene Ernährung und Intervallfasten.
Ketogene Ernährung
Die ketogene Ernährung setzt auf eine extrem kohlenhydratarme und gleichzeitig fettreiche Ernährung. Dadurch wird der Körper in einen Ketose-Zustand versetzt, in dem er primär Fett anstelle von Kohlenhydraten zur Energiegewinnung nutzt. Dieser Mechanismus hat für Lipödem-Patientinnen mehrere Vorteile: Der Insulinspiegel wird gesenkt, was nicht nur Entzündungsprozesse reduziert, sondern auch Wassereinlagerungen verringern kann.
Studien zur ketogenen Ernährung zeigen zudem, dass diese Ernährungsform entzündungsfördernde Marker wie CRP (C-reaktives Protein) und IL-6 (Interleukin 6) deutlich senken kann [Paoli A., 2019].
Viele Betroffene fühlen sich durch die ketogene Ernährung energiegeladener und weniger „geschwollen“. Wichtig ist, diese Ernährungsform in Absprache mit einem Lipödem-Spezialisten oder Ernährungsexperten zu starten, um sicherzugehen, dass alle Nährstoffe ausreichend abgedeckt sind.
Intervallfasten
Intervallfasten basiert auf dem Wechsel zwischen Essens- und Fastenphasen. Besonders beliebt ist das 16:8-Modell – 16 Stunden Fasten, 8 Stunden Essenszeit.
Für viele Frauen mit Lipödem hat diese Methode einen spürbaren Nutzen, denn während der Fastenzeit sinkt der Insulinspiegel, was Entzündungen im Körper entgegenwirken kann. Außerdem gibt der Körper in den Fastenphasen seinen Zellen Zeit, beschädigte oder überflüssige Zellkomponenten abzubauen sich selbst zu regenerieren (Autophagie) – ein Prozess, der das Gewebe positiv beeinflussen kann. Studien belegen, dass Intervallfasten die Insulinsensitivität erhöht und entzündliche Marker wie CRP senken kann [de Cabo R., Mattson MP, 2019].
Intervallfasten kann zudem die Verdauung entlasten und Heißhungerattacken reduzieren, weil sich der Blutzucker besser stabilisiert. Aber Achtung: Fast Food oder extreme Kalorienreduktion passen nicht in das Konzept. Auch hier hilft dir Expertenrat dabei, den besten Ansatz für dich zu finden.
Nahrungsergänzungsmittel
Für einige Lipödem-Betroffene können gezielte Nahrungsergänzungsmittel eine sinnvolle Ergänzung zur Ernährung sein. Dabei sollte die Einnahme stets in enger Abstimmung mit einer Ärztin oder einem Arzt erfolgen, um den individuellen Bedarf zu berücksichtigen.
Sinnvolle Nahrungsergänzungsmittel sind:
- Omega-3-Fettsäuren: Diese wirken entzündungshemmend und können die Gewebegesundheit verbessern.
- Vitamin D: Bei Lipödem-Patientinnen liegt häufig ein Mangel vor, der mit verstärkten Schmerzen in Verbindung gebracht werden kann.
- Pycnogenol (Pinienrindenextrakt): Dieser natürliche Wirkstoff unterstützt die Mikrozirkulation und kann dazu beitragen, Ödeme zu lindern.
Grenzen und Chancen der konservativen Therapieform
Obwohl eine angepasste Ernährung und andere konservative Maßnahmen das Leben mit Lipödem erheblich erleichtern können, stoßen auch diese Therapieformen irgendwann an ihre Grenzen. Ernährung allein kann das Lipödem nicht „heilen“. Aber sie kann einen großen Unterschied machen, vor allem in Kombination mit anderen konservativen Maßnahmen. Jede kleine Verbesserung kann Lebensqualität bedeuten, und eine liebevolle, achtsame Selbstfürsorge ist ein wichtiger erster Schritt.
Doch was, wenn die konservativen Möglichkeiten ausgeschöpft sind? Fest steht: Eine Lipödem-Reduktion kann bislang ausschließlich durch eine Liposuktion, also eine operative Fettabsaugung der erkrankten Fettzellen erfolgen.
Diesen medizinischen Weg verfolgt LIPOCURA® bereits seit vielen Jahren – mit Erfolg. Die erfahrenen Expert:innen auf dem Gebiet der Lipödem-Behandlung wissen, wie wichtig ein ganzheitlicher Ansatz ist. Ihre Stärke: konservative Maßnahmen gezielt mit operativer Behandlung – der Liposuktion – zu kombinieren, um dir langfristig zu helfen. Dabei bieten sie dir nicht nur modernste medizinische Standards, sondern auch eine umfassende, individuelle Betreuung, von den ersten Beratungsgesprächen über eine präzise Diagnose bis hin zur Nachsorge nach einer Operation.
Fazit
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass entzündungshemmende Ernährungskonzepte dazu beitragen können, niedriggradige Entzündungen im Fettgewebe zu reduzieren, Insulinsensitivität zu verbessern und Wassereinlagerungen zu minimieren. Diese Effekte unterstützen das Lymphsystem und entlasten den Körper. Jede Maßnahme, die das Leben mit Lipödem erleichtert, ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Dennoch ist klar: Ernährung allein genügt nicht, um das krankhafte Lipödem-Fettgewebe zu reduzieren. Die krankhafte Fettvermehrung kann nur operativ mittels Liposuktion behandelt werden. Insbesondere bei fortgeschrittenen Stadien kann die Operation die Beschwerden nachhaltig lindern und die Funktionalität des Bewegungsapparats verbessern. In Kombination mit konservativen Maßnahmen wie Ernährung, Bewegung und Kompressionskleidung bildet sie das Kernstück eines ganzheitlichen Behandlungsansatzes.
Du bist nicht allein auf deiner Reise. Lass dich von spezialisierten Lipödem-Expert:innen beraten! Das Team von LIPOCURA® bietet nicht nur operative Kompetenz mit modernsten Ansätzen, sondern auch ein ganzheitliches Therapiekonzept, das Ernährungscoaching, Physiotherapie und umfassende Hilfestellungen miteinbezieht. Durch professionelle Expertise der Fachärztinnen und Fachärzte wird die Behandlung individuell auf dich abgestimmt – von der ersten Beratung bis zur Nachsorge.
Quellen:
- Wollina U. Lipedema—pathogenesis, diagnosis and treatment options. Dermatol Ther. 2019.
- Herbst KL. Rare adipose disorders (RADs) masquerading as obesity. Acta Pharmacol Sin. 2012.
- Calder PC. Omega-3 fatty acids and inflammatory processes: from molecules to man. Biochem Soc Trans. 2017.
- Estruch R. Primary prevention of cardiovascular disease with a Mediterranean diet. N Engl J Med. 2013.
- Földi M. Textbook of Lymphology. 2012.
- German Society for Nutrition (DGE) Proteinempfehlungen.
- Paoli A. Ketogenic diet and inflammation: potential therapeutic applications. Nutrients. 2019.
- de Cabo R, Mattson MP. Effects of intermittent fasting on health, aging, and disease. N Engl J Med. 2019.
- Belcaro G. Pycnogenol in chronic venous insufficiency and edema. Phytother Res. 2010.
Wer bloggt hier: Dr. Katrin Lossagk

Dr. Katrin Lossagk, Leitende Ärztin, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie und beratende Ärztin für Lipödem, ist hochspezialisierte Lipödem-Expertin sowie Gründungsmitglied und ärztliche Leitung von LIPOCURA®. Die Erforschung des Krankheitsbildes sowie der ganzheitliche Behandlungsansatz liegen ihr besonders am Herzen.
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