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Meine Woche in Bandagen – So lief meine ambulante KPE Phase I wirklich ab

Jeannette aus Spanien bat mir an, uns ihre Erfahrung mit der Phase I der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) zu teilen. Was das genau ist und wie das aussieht, erfährst du hier!

Vor einigen Wochen schloss ich meine 5-tägige ambulante Phase I der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) ab. Mit großer Erwartung und Neugier startete ich in diese Therapie, da sie mir vielversprechende neue Perspektiven im Umgang mit meinem Gesundheitszustand bot.

Die KPE ist eine Zwei-Phasen-Therapie, die sowohl eine Entstauungs- als auch eine Erhaltungsphase umfasst und sowohl klinisch als auch ambulant durchgeführt werden kann. Ich möchte euch heute einen Einblick in meinen ersten Schritt dieser Therapie geben und meine Erfahrungen mit euch teilen.

Ablauf der KPE Phase I

Wie genau läuft die KPE Phase I ab? Hier sind die Schritte, die ich durchlaufen habe:

  • 1. Lymphdrainage: Zu Beginn steht die manuelle Lymphdrainage, die dazu dient, den Lymphfluss anzuregen.
  • 2. Schaumstoffzuschnitt/Pelotten: Je nach individuellen „Schwachstellen“ wird Schaumstoff zugeschnitten und später beim Bandagieren an den betroffenen Stellen eingelegt. Dies sorgt für zusätzlichen Druck an stark geschwollenen oder fibrösen Bereichen, um den Lymphabtransport zu verbessern.
  • 3. Hautschutz: Anschließend wird ein Hautschutz in Form von Öl oder Creme aufgetragen, um die Haut zu pflegen und vor Reizungen zu schützen.
  • 4. Unterstrumpf: Danach wird der Unterstrumpf angelegt, der sowohl als Basis für die weitere Bandage dient als auch zusätzlichen Hautschutz bietet.
  • 5. Zehenbandage: Auch die Zehen werden bandagiert, um auch dort eine optimale Kompression sicherzustellen.
  • 6. Bandagierung: Zum Schluss erfolgt die eigentliche Bandagierung der Beine. Zunächst wird eine Lage Schaumstoff angebracht, um den Druck gleichmäßig zu verteilen. Der Schaumstoff sorgt außerdem dafür, dass die Bandagen nicht verrutschen. Anschließend folgen die Bandagen, und die zuvor zugeschnittenen Pelotten werden an den vorgesehenen Stellen platziert.

Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, ist das eine ziemliche Materialschlacht! Die Bandagen sollten idealerweise bis zum nächsten Tag an Ort und Stelle bleiben. Um den Lymphfluss optimal anzuregen, ist Bewegung entscheidend – auch wenn man dabei wie eine Michelin-Mumie umherwatschelt.

Am nächsten Tag folgt dann der gleiche Ablauf: Die Bandage wird abgenommen, sorgfältig aufgewickelt, eine Lymphdrainage durchgeführt, und alles beginnt wieder von vorne für die nächsten vier Tage. So bleibt der Rhythmus der Therapie konstant und effektiv.

Erfolge der KPE Phase I

Am Freitag stand der Tag der Wahrheit an: Messtag! Mit voller Vorfreude begab ich mich zu meiner Sanifee des Vertrauens, um die neuen Strümpfe vermessen zu lassen. Und was soll ich sagen? Die erste Phase war für mich ein voller Erfolg! 🥳 Insgesamt konnte ich in dieser Woche an den einzelnen Messstellen im Durchschnitt 1 cm reduzieren. Dieses tolle Gefühl hat mich ungemein motiviert, die Behandlung im Herbst erneut in Angriff zu nehmen!

Bis dahin lautet mein Ziel, den Erfolg der Entstauungsphase (KPE I) in der Erhaltungsphase (KPE II) weiterhin aufrechtzuerhalten – ganz wie es der Name schon sagt.

Tipps rund um die Therapie

Praxis

Es ist ratsam, eine Praxis in der Nähe eures Wohnorts zu wählen, damit ihr direkt nach der Behandlung mit den Bandagen nach Hause gehen könnt. Ein wichtiger Aspekt, den ihr nicht vergessen solltet, ist die Bewegung in den Bandagen. Diese unterstützt die Wirksamkeit der Kompressionstherapie und fördert die Durchblutung. Regelmäßige Bewegung hilft, die Lymphflüssigkeit besser abzutransportieren und kann die Therapie erheblich unterstützen.

In München wurde mir eine Praxis empfohlen, die sich auf ambulante Therapien spezialisiert hat – das ist nicht meine reguläre Physiotherapie. Die Lymphdrainage dauert in der Regel kürzer als 60 Minuten, da die Bandagierung beider Beine die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Insgesamt war ich täglich etwa 1,5 Stunden in der Praxis.
Bonustipp: Kommt jeden Tag ca. 10–15 Minuten früher zum Termin, dann könnt ihr die Bandagen gleich aufwickeln und es bleibt mehr Zeit für die eigentliche Behandlung.

Rezept

Euer Phlebologe stellt ein Rezept für Lymphdrainage und Bandagierung aus, das als „MLD60 + Kompressionstherapie“ bezeichnet wird. Zusätzlich sollte auf dem Rezept „Übungsbehandlung für beide Seiten“ vermerkt sein. Die Diagnose darf natürlich auch nicht fehlen. Um die passenden Bandagen zu erhalten, benötigt ihr eine Verordnung von der behandelnden Praxis (meine PZNr. war 18834869).

Schuhe

Es ist sinnvoll, bei der Wahl der Schuhe während der komplexen Entstauungstherapie (KPE I) darauf zu achten, dass sie bequem sind und ausreichend Platz bieten.

Besonders wichtig ist, dass die Schuhe idealerweise zwei Nummern größer gewählt werden, um den Bandagen, die um die Füße angelegt werden, ausreichend Platz zu bieten. Dies trägt dazu bei, dass der Tragekomfort gewährleistet ist und Druckstellen vermieden werden.

Manche wählen offene Schuhe mit Klettverschluss, um diese besser verstellen zu können. Nachdem jedoch Bewegung essenziell für den Erfolg der Therapie ist, und auch nicht immer regenfreie Tage garantiert sind, habe ich mich für günstige Sportschuhe aus einem elastischen Material entschieden. (Anm. d. Redaktion: Elastische Schnürsenkel, wie die Lymph Laces sind eine gute Alternative)

Bewegung


Kommen wir zum um und auf neben der Bandage: Bewegung in jenen welchen. Manche Therapeuten empfehlen Fahrrad fahren. Konnte ich mir so jetzt nicht wirklich vorstellen. Noch dazu im Münchner Stadtverkehr gleicht das wohl eher einem Himmelfahrtskommando.

Meine treuen Walkingstöcke waren auch diesmal wieder die ideale Begleitung für mich. Neben der Bewegung der Beine wird dabei auch der Oberkörper gleich mittrainiert, was die Übung noch effektiver macht. Falls euch das metallische Klappern der Stöcke auf dem Asphalt stört, gibt es spezielle Gummistopfen, die so gestaltet sind, dass die Stöcke gut abrollen können. Dadurch bleibt der Bewegungsablauf geschmeidig und harmonisch!

Mein Geheimtipp: Unverzichtbar war für mich auch die Urinella, da die Beweglichkeit der Beine durch die Bandagen gerade in der Kniezone etwas eingeschränkt war.

Ich hoffe, dass meine Erfahrungen euch einen guten Einblick in die KPE geben konnten und dass ihr vielleicht selbst Lust bekommen habt, es auszuprobieren!


Wer bloggt hier: Caroline Sprott

Caroline Sprott

Caroline Sprott ist nicht nur eine bekannte Lipödem-Betroffene, sondern auch Autorin, Vortragsrednerin, Kompressionsmodel, Podcast-Moderatorin und inspiriert seit vielen Jahren als motivierende Healthfluencerin in den sozialen Medien tausende von Flachstrick-Heldinnen. Statt sich von ihrer Erkrankung Lipödem entmutigen zu lassen, nutzt sie ihre jahrelange Erfahrung, um anderen auf verschiedensten Plattformen Mut zu machen und Bewusstsein für diese oft missverstandenen Krankheiten zu schaffen. Bekannt für ihr herzliches und ehrliches Engagement für Menschen mit Lip- und Lymphödemen, ist sie zu einer wichtigen Stimme in der Community geworden. Die „Power Sprotte“, wie sie sich selbst nennt, betreibt die umfangreichste patientengeführte Website für Menschen, die eine Kompressionsversorgung tragen, und einen Online-Shop für alles, was man für ein gutes Selbstmanagement braucht.



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