Sport und gesunde Ernährung bei Lipödem – Bringt nichts, oder doch?

„Sport und gesunde Ernährung bringen bei Lipödem nichts.“
An den unterschiedlichsten Stellen hört man solche Worte – oder so ähnlich. Okay. Lassen wir das mal so stehen.
Ich frage dich hier und jetzt mal ganz direkt: Bist du sicher, dass du mit Fast Food oder übermäßigem Zuckerkonsum deinem Körper etwas gutes tust? Schnell werden wir zur gleichen Antwort kommen: Nein. Wo liegt hier der Unterschied, ob man nun Lipödem hat oder nicht? Genau, es gibt keinen.
Mal ganz ehrlich
Ich muss es einfach deutlich sagen, dass mein Einstiegszitat absoluter Schwachsinn ist. Denn man kann sich mit so ziemlich jeder (chronischen) Krankheit darum bemühen, gesund zu leben. Ich habe noch keinen (kranken) Menschen gehört, der gesagt hat, dass es egal sei wie er sich ernähren soll. Die Ärzte legen es meines Erachtens jedem eher ans Herz sich dahingehend etwas mehr Selbstfürsorge walten zu lassen.
Klar, wir sind alle verschieden. Und jede:r hat ein eigenes Päckchen mit sich zu tragen. Ich möchte hier nur mal eben etwas aufräumen und ein klares Statement abgeben. Ein gesunder Lebensstil mit Lipödem ist möglich und nicht so schwer wie alle denken.

Wenn du auch an Lipödem leidest, ist vor allem das Thema Gewichtsverlust ein riesen Ding.

„Ja, es ist super schwer Gewicht zu verlieren. Ja, es ist nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Ja, bei manchen geht es wirklich nicht. Ja, das Lipfett kann man nicht abnehmen. “
ABER: Bewegung und eine gesunde Ernährung sind nie umsonst. Wir wollen doch fit bleiben und unserem Körper etwas Gutes tun – ob man gleich abnimmt oder nicht. Gesund sein bedeutet so viel mehr, als nur „Normalgewicht“ zu haben.
Was man nicht vergessen darf:
- Wir haben nicht nur Lipfett
- Übergewicht kommt durch ein Kalorienüberschuss (wir essen mehr, als wir verbrennen)
- Das Lipödem darf keine Ausrede sein
Du kannst so viel mehr, als du denkst
Gib dir und deinem Körper die Chance etwas zu verändern und sag nicht sofort, dass etwas sowieso nicht geht, ohne es zu wissen. Ich habe mich dahingehend auch eines Besseren gelehrt. Vor knapp 13 Monaten war ich eine faule Couchpotatoe, die in ihrer Freizeit lieber die Beine hochgelegt hatte, statt etwas für sich selbst zu tun. Am 1. Mai 2020 hat sich alles geändert. Ich bin den ersten Schritt in die richtige Richtung gegangen und jetzt kann ich von mir behaupten, ein echter Sportfreak geworden zu sein.
Rennrad, Hula Hoop, Bellicon, Walken, Schwimmen – ganz egal, ich bin am Start und habe sogar Freude daran. Dass ich irgendwann mal Sport machen lieben würde, hätte ich niemals nie für möglich gehalten. Ich habe meine Ernährung am 5. Oktober 2020 umgestellt und seitdem über 22 kg abgenommen. Nicht nur das, ich habe auch eine ganz andere Sichtweise zu meinem Körper und fühle mich pudelwohl – trotz Lipödem.

Bewegung und Ernährung für die Psyche
Es geht hier nicht „nur“ um abnehmen, sondern um ein positives Mindset. Deine Gedanken sind der Ursprung deines Handelns und demnach auch über deinen Erfolg. Wenn man (so wie ich davor auch) nur rumpienst und sich (so wie auch ich damals) auf einer Krankheit „ausruht“, kann es nicht besser werden. Erfolg hat drei Buchstaben: TUN.
Beim Start in eine neue Richtung darf man sich die Ziele nicht gleich zu groß stecken. Man braucht kleine Zwischenziele, damit der Weg nicht endlos scheint. Ich habe mir damals beim Gewicht kleine Meilensteine gesteckt. Beim Sport habe ich mich tatsächlich einfach immer weiter „treiben“ lassen und habe ausprobiert. Man kann erst wissen, ob einem etwas liegt, wenn man es auch probiert hat. Anfangs dachte ich, dass walken auch nicht meins ist. Jetzt mache ich es sehr gerne. Schau über deinen Tellerrand hinaus und starte. Es ist egal wie. Und wenn du dich einfach zu einem Spaziergang an jedem Tag entscheidest – wichtig ist, dass du es tust. Denn: „Je schwerer es dir fällt, den ersten Schritt zu machen, umso wichtiger ist es, dass du ihn tust.“
Ich hatte am Anfang beim Radfahren etwas Probleme mit meinen Schmerzen. Aber ich habe gemerkt, dass es mir dennoch gut tut und es von mal zu mal besser wurde. Manchmal muss man auch einfach mal die Zähne zusammen beißen und dran bleiben. Es ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich.

„Du hast nur dieses eine Leben und ich wünsche mir, dass jede von euch so gut mit dem Lipödem klarkommen wird, wie ich es mittlerweile tue.“



Wer ist wichtiger, du oder die anderen?
Ich bin so froh, dass ich trotz meiner vielen Kilos im vergangenen Jahr darauf nen sche** gegeben habe, was andere von mir denken. Klar, ich habe mich auf dem Rennrad anfangs nicht sonderlich wohlgefühlt. Aber wen interessiert es denn? Selbst wenn einer ein paar Sekunden sieht, wie du mit einem breiteren Hintern auf dem schmalen Rad vorbeifährst, was bockt dich das? Willst du dir durch Gedanken anderer, die vielleicht oder auch nicht sein könnten, dein Leben einschränken lassen? Ist es dir wirklich so wichtig, was jemand im Sommer im Schwimmbad von dir denkt? Ist es nicht wichtiger, dass du deine Beine ins kühle Nass geben kannst und die angenehmste Kompression der Welt für die Lip-Beine spüren kannst?
Es gibt kein richtig oder falsch
Und noch eine weitere, sehr wichtige Sache zum Thema: Ob man die Lipos macht oder nicht ist für mich völlig unerheblich. Ich akzeptiere jede eurer Entscheidungen. Findet einfach euren Weg, denn den müsst ihr beschreiten! Meiner ist ohne die OPs und wie man sieht, kann man auch ohne große Erfolge erzielen. Wir sind für mich alle gleich, dennoch so verschieden. Es gibt kein richtig oder falsch, es muss einfach zu dir passen. Dabei solltest du dich auf jeden Fall gut um deinen Körper und deine Seele kümmern. Das sieht bei allen anders aus, dass mag ich nicht abstreiten. Darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass wir alle aufhören uns auf dem Lipödem auszuruhen und neu in die Zukunft starten. In ein Leben ohne Selbstmitleid, sondern mit ganz viel Selbstliebe.
Vor einem Jahr war ich selbst wie gesagt nicht besser … Daher ist es mir ein noch größeres Anliegen euch hier und jetzt dazu zu ermutigen den ersten Schritt in eine neue Richtung zu tun. Am Anfang war der Sport für mich eine Art Pflichtveranstaltung, obwohl ich es irgendwie schon doch auch wollte. Aber eben nicht so aus tiefstem Herzen. Natürlich habe ich heute auch oft keine Lust auf Sport, aber ich mache es dennoch. Ich gebe mir keinen Raum mehr für Ausreden und plane es fest ein. Du kannst schon morgens die Entscheidung treffen, dass du an diesem neuen Tag Sport machen wirst. Höre auf es nur dann zu machen, wenn du Lust hast. So wirst du sonst wahrscheinlich niemals anfangen. Im Team #antischweinehund lebt es sich einfach so viel besser.
Zusammenfassend nochmal für dich: Sport und gesunde Ernährung bei Lipödem bringen etwas!
Höre auf, dich auf dem Lipödem auszuruhen und auf eine Veränderung ohne Eigenbeteiligung zu hoffen. Nimm dein Leben in die Hand, starte durch, bleib dran und begebe dich auf deine eigene Reise zu einem neuen Ich, das du liebst. Egal was andere denken – auf los geht‘s los!

„Eines Tages oder Tag eins – du hast die Wahl. Ich habe mich bereits entschieden und gehe meinen Weg.
Kommst du mit?“
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Dieser Artikel ist in Kooperation mit medi entstanden.
Bilder: Michaela Kern
Wer bloggt hier: Vanessa Reins

Servus zusammen! Mein Name ist Vanessa Reins: Lipödemkämpferin, Otterliebhaberin und Perfektionistin. Seit meiner Diagnose 2014 bin ich selbst auf dem Weg zu einem neuen Ich, dass ich mit Sport und einer ordentlichen Portion Selbstliebe weiter forme. Mir ist es eine Herzensangelegenheit euch meine Erfahrungen, Tipps oder Ratschläge für euren Weg mitzugeben und euch dazu zu motivieren, euch mit in das Team #antischweinehund zu holen. Auf meinem Instagramprofil @rundundsportlich könnt ihr euch eure Motivationsration abholen. Ich freu mich auf euch!
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