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Die Liposuktion wird Kassenleistung – auch in Stadium I & II

Meilenstein für die Lipödem-Community. Wir haben gebangt, gehofft, gekämpft – und jetzt ist es endlich offiziell: Die Liposuktion zur Behandlung des Lipödems wird Kassenleistung. Und zwar nicht nur in Stadium III, sondern bald auch in Stadium I und II. Was das genau bedeutet, ab wann es gilt und was du jetzt tun kannst, fasse ich dir in diesem Artikel verständlich zusammen.

Gesundheit darf keine Frage der finanziellen Möglichkeiten sein. Dieser Beschluss ist überfällig – und erst der Anfang.“

Was wurde beschlossen?

Am 17. Juli 2025 hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) entschieden: Die Liposuktion wird als reguläre Leistung der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen. Damit ist der jahrelange Sonderstatus für Stadium III beendet. Künftig kann der Eingriff auch bei leichteren Stadien beantragt werden – vorausgesetzt, bestimmte Bedingungen sind erfüllt.

Warum jetzt? Die Entscheidung stützt sich auf erste Ergebnisse der sogenannten LIPLEG-Studie. Diese wissenschaftliche Untersuchung belegt, dass die Liposuktion gegenüber einer rein konservativen Therapie (also Kompression, Bewegung, Lymphdrainage etc.) deutliche Vorteile bringt – vor allem in Bezug auf Schmerzreduktion, Mobilität und Lebensqualität.

Das heißt: Der Nutzen der OP ist nun offiziell bestätigt. Endlich.

Was sind die Voraussetzungen?

Bevor du eine Liposuktion über die Krankenkasse beantragen kannst, musst du:

  • mindestens 6 Monate konservative Therapie (Kompression, Bewegungstherapie, ggf. Lymphdrainage) dokumentiert haben,
  • eine qualifizierte Fachärztin oder ein Facharzt muss die Indikation stellen,
  • und der Eingriff darf nur von zertifizierten Operateur:innen durchgeführt werden, die bestimmte Qualitätsstandards einhalten (Planung, Durchführung, Nachsorge).
  • Zusätzlich: Es wird wahrscheinlich eine BMI-Grenze geben, wobei es dazu natürlich Gegenwind aus Seiten der Patientenvertretung gibt, da die HtWR (Hip-to-Waist-Ration) deutlich mehr Aussagekraft für uns haben würde.

Wichtig: Noch ist der Beschluss nicht sofort wirksam! Zuerst prüft das Bundesgesundheitsministerium die Entscheidung. Danach wird sie im Bundesanzeiger veröffentlicht. Erst dann gilt sie offiziell.

Warum erst ab 2026? Bevor operiert werden darf, müssen sogenannte EBM-Ziffern (Abrechnungspositionen für Kassenärzt:innen) festgelegt werden. Der G-BA geht davon aus, dass diese bis zum 1. Januar 2026 feststehen. Erst dann kannst du mit einer Liposuktion auch ambulant in Stadium I oder II über die Krankenkasse versorgt werden.

Keine Sorge: Kompression bleiben laut Leitlinie weiterhin wichtiger Bestand der Therapie, auch wenn zu diesem Zeitpunkt der GKV aufgrund von falscher Argumentation sie uns nehmen möchte. Die OP ist eine ergänzende Option – kein Ersatz für dein Selbstmanagement. Und ehrlich? Das bleibt auch nach der OP wichtig.

Und wenn ich schon OP-Termine geplant habe? Dann gilt: Deine Entscheidung ist individuell. Wenn du finanziell und gesundheitlich nicht länger warten kannst – zieh’s durch. Wenn du flexibel bist und Zeit hast – warte auf die Kassenregelung. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“, nur deine persönliche Einstellung dazu.

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Wer darf die Liposuktion durchführen – und unter welchen Bedingungen?

Für die Diagnose und Indikationsstellung zur OP braucht es spezialisierte Fachärzt:innen. Dazu gehören Mediziner:innen aus den Bereichen Angiologie, Physikalische und Rehabilitative Medizin, Dermatologie oder mit der Zusatzqualifikation Phlebologie. Das heißt: Nicht jede Hausarztpraxis kann einfach ein OP-Rezept ausstellen – und genau das schützt uns vor vorschnellen oder falschen Entscheidungen. Dazu kommen medizinische Bedingungen: In den letzten sechs Monaten vor der Indikation darf keine Gewichtszunahme stattgefunden haben. Bei einem BMI zwischen 32 und 35 muss außerdem ein günstiges Verhältnis zwischen Taille und Körpergröße bestehen (Waist-to-Height-Ratio, kurz WHtR). Wer einen BMI über 35 hat, muss zunächst eine gezielte Adipositasbehandlung absolvieren, bevor eine Liposuktion in Betracht gezogen wird.

Aber auch für die Durchführung der OP selbst gelten klare Anforderungen: Nur Fachärzt:innen für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, für Dermatologie oder für Chirurgie mit entsprechender Erfahrung dürfen die Liposuktion auf Kassenleistung durchführen. Und das nicht einfach so: Wer operieren möchte, muss nachweisen, dass er oder sie entweder schon mindestens 50 Liposuktionen eigenständig durchgeführt hat oder in den letzten zwei Jahren mindestens 20 unter Supervision. Klingt streng? Vielleicht. Aber es gibt uns als Patient:innen die Sicherheit, dass wir in erfahrenen Händen sind. Keine Hinterhof-OPs, keine Schnellschüsse – sondern durchdachte Planung, medizinisch geprüfte Indikation und strukturierte Nachsorge. Genau das haben wir verdient. Und genau das ist jetzt möglich.

Was du jetzt tun kannst

  • Starte oder dokumentiere deine konservative Therapie sauber.
  • Sprich mit deiner Hausärztin oder deinem Arzt über den Beschluss.
  • Informier dich weiter – z. B. hier bei mir oder auf den Seiten der Vereine.

Was sind deine Fragen zu dem Thema? Schreib es hier in die Kommentare unter den Blog-Beitrag.


Fazit:
Dieser Beschluss ist ein historischer Schritt. Für uns alle. Aber auch wenn er Hoffnung macht: Er braucht noch etwas Geduld. Lass dich nicht verunsichern – sondern bleib informiert, wachsam und gut begleitet.



Wer bloggt hier: Caroline Sprott

Caroline Sprott

Caroline Sprott ist nicht nur eine bekannte Lipödem-Betroffene, sondern auch Autorin, Vortragsrednerin, Kompressionsmodel, Podcast-Moderatorin und inspiriert seit vielen Jahren als motivierende Healthfluencerin in den sozialen Medien tausende von Flachstrick-Heldinnen. Statt sich von ihrer Erkrankung Lipödem entmutigen zu lassen, nutzt sie ihre jahrelange Erfahrung, um anderen auf verschiedensten Plattformen Mut zu machen und Bewusstsein für diese oft missverstandenen Krankheiten zu schaffen. Bekannt für ihr herzliches und ehrliches Engagement für Menschen mit Lip- und Lymphödemen, ist sie zu einer wichtigen Stimme in der Community geworden. Die „Power Sprotte“, wie sie sich selbst nennt, betreibt die umfangreichste patientengeführte Website für Menschen, die eine Kompressionsversorgung tragen, und einen Online-Shop für alles, was man für ein gutes Selbstmanagement braucht.


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